Gezielte Ursachenforschung minimiert das Risiko

Digitale Gesundheitsdaten sind die Grundlage für Innovationen in der Versorgung von Versicherten. Das Disease Location Cockpit (DLC) hilft, die regionale Verteilung von Krankheitsschwerpunkten zu identifizieren und daraus präventive Maßnahmen abzuleiten.

Gesundheits- und Krankheitsdaten von Versicherten können dazu beitragen, innovative Präventionsmaßnahmen oder Therapien zu entwickeln, die Krankheiten besser und zielgerichteter zu behandeln und so auch das Kostenrisiko zu minimieren. Während der Covid-19-Pandemie wurde besonders deutlich, wie der rasche und strukturierte Austausch dieser Daten dabei helfen kann, das Infektionsgeschehen frühzeitig zu erkennen und einzudämmen und so die Versorgung zu verbessern. Der oscare®-Standard bot jedoch keine Analysemöglichkeiten, die eine regionale Bewertung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Basis des Datenbestands einer Kasse unterstützen. Die AOK Systems hat daher im zweiten Halbjahr 2021 eine spezielle Anwendung entwickelt, die das regionale Auftreten pandemiebezogener Kennzahlen der Versicherten visualisiert. Im Rahmen der Entwicklung für das oscare® Disease Location Cockpit (DLC) entstand so in einer Vorstufe zunächst das Covid-19-Cockpit, das schnell einen Überblick über die Anzahl der Infektionen im eigenen Versichertenbestand ermöglicht.


Alle Entwicklungen auf einen Blick

Daraus haben wir inzwischen das DLC-Cockpit 1.0 entwickelt. Dieses neue Tool bietet einer Krankenkasse einen schnellen Überblick auf die regionale Verteilung eines Krankheitsgeschehens und visualisiert das Auftreten morbiditäts- und pandemiebezogener Kennzahlen im Hinblick auf die eigenen Versicherten. „Die Daten können Grundlage für weitere Analysen und Ursachenforschung sein und so dabei helfen, Risikoregionen zu identifizieren und daraus präventive Maßnahmen abzuleiten, um Krankheiten oder gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden, das Risiko der Erkrankung zu verringern oder ihr Auftreten zu verzögern“, erläutert Thomas Brunner, Product Suite Manager Business Intelligence und Analytics. Dabei lässt sich auch erkennen, ob die Gefahr für ein besonderes Kostenrisiko besteht oder gar Verdachtsmomente für betrügerisches Verhalten – zum Beispiel bei Operationen oder Arzneimittelverordnungen – vorliegen. Dies kann dann der Fall sein, wenn bestimmte Diagnosen signifikant häufiger auftreten. Das Krankheitsgeschehen in auffälligen Regionen wird auf einer Landkarte auf Bundeslands-, Kassengebiets- oder Landkreis-Ebene mit einer Ampeldarstellung farblich hervorgehoben. Das Tool bietet frei wählbare Eingrenzungen für Diagnosen und Operationen, Heilmittelindikationen und Arzneimittelverordnungen. Als Datenquelle der Diagnosen kann neben dem stationären Bereich und dem Bereich AU-Fälle auch der ambulante Bereich und der Bereich der sonstigen Leistungen herangezogen werden. Die Basisdaten zum betrachteten Krankheits-Szenario stammen aus Leistungsdaten, die aus dem oscare® BW zusammengetragen werden. Der Raumbezug wird über den Wohnort der Versicherten hergestellt.


Auch Prognosen sind denkbar

Mit dem DLC-Cockpit lassen sich damit Fragestellungen schnell und anschaulich aufzeigen: Zum Beispiel: Wie viele Personen waren im Auswertungszeitraum vom definierten Krankheits-Szenario betroffen? Welche Teilregionen des eigenen Kassengebiets sind besonders betroffen? Wie haben sich die Patientenzahlen, Fallzahlen und Sterbefälle im Zeitverlauf verändert?
Perspektivisch soll die Anwendung auch um eine Prognose-Komponente erweitert werden. Die Software ist intuitiv und einfach zu bedienen und kann nach einer kurzen Einarbeitung von allen Beschäftigten einer Krankenkasse zu Informationszwecken genutzt werden. Über die integrierte freie Datenanalyse ist das Tool auch gut für Expert:innen des oscare® BW-Datenmodells und Power-User:innen geeignet. Wie bei Produktentwicklungen der AOK Systems üblich, wurden die Anforderungen für das Tool im Vorfeld mit verschiedenen AOK- und anderen GKV-Kunden definiert und in einem schrittweisen Prozess im Rahmen von Previews abgestimmt. Aktuell wird die Basisversion von verschiedenen interessierten Kunden erprobt und bewertet. Dabei wird ermittelt, für welche zusätzlichen Einsatzgebiete das DLC geeignet ist und in welche Richtung es weiterentwickelt werden soll.


Autor/in: Christian Kaindl, Product Owner Advanced Analytics, Entwicklungseinheit BI & Analytics bei der AOK Systems