Grundstein einer datengetriebenen Wirtschaft

Unternehmen und Behörden produzieren viele Daten. Damit Bürger und Firmen die Messwerte zum Wohle aller bereitstellen können, haben sich EU-Parlament und Mitgliedstaaten auf ein neues Datengesetz geeinigt, um Innovationen im Medizin- oder im Verkehrssektor zu fördern.

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren die Gesellschaft, die Wirtschaft und das tägliche Leben verändert. Im Mittelpunkt dieses Wandels stehen Daten. Deswegen lässt sich das rasante Fortschreiten der Digitalisierung auch am Anstieg der weltweiten Datenmengen ablesen. Deren Volumen ist schon heute kaum mehr vorstellbar. 2020 erreichte das geschätzte weltweite Datenvolumen über 50 Zetabyte – das entspricht über 50 Billionen Gigabyte. Die EU geht davon aus, dass dieser Wert 2025 bereits bei 175 Zetabyte liegt. Um diese steigenden Datenmengen künftig besser zum Vorteil von Wirtschaft und Gesellschaft nutzen zu können, haben sich die EU-Mitgliedstaaten mit dem EU-Parlament im Dezember auf das Daten-Governance-Gesetz (DGA) geeinigt. Mit dem DGA wird die Grundlage für eine neue europäische Art der Daten-Governance geschaffen – im Einklang mit dem EU-Recht zum Beispiel im Hinblick auf den Schutz personenbezogener Daten (DSGVO), den Verbraucherschutz und die Wettbewerbsvorschriften. Das neue EU-Gesetz definiert also die Architektur für eine gemeinsame europaweite Nutzung von Daten. Unternehmen, Behörden und Forschungseinrichtungen sollen Daten dadurch künftig einfacher austauschen und bündeln können, ohne dass die Bürgerinnen und Bürger um ihre Privatsphäre fürchten müssen.


Für eine bessere Versorgung

„Diese Verordnung bildet den Grundstein für den Aufbau einer soliden und fairen datengetriebenen Wirtschaft“, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Ziel ist, durch eine verstärkte Nutzung von Daten Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz, Medizin oder Mobilität voranzubringen. Im Gesundheitswesen tragen Daten zu einer besseren Versorgung bei, ermöglichen bessere personalisierte Behandlungen und helfen bei der Heilung seltener oder chronischer Krankheiten. Das DGA ist die erste Gesetzesinitiative, die im Rahmen der Europäischen Datenstrategie eine Harmonisierung der Rechtslage in den EU-Mitgliedstaaten schaffen soll. Mit dem Gesetz soll sichergestellt werden, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die ihre Daten freiwillig zur Verfügung stellen, die Kontrolle über ihre Daten behalten. „Es geht darum, die richtigen Bedingungen für einen vertrauenswürdigen Datenaustausch im Einklang mit unseren europäischen Werten und Grundrechten zu schaffen“, sagte Vestager. Man schaffe nun ein sicheres Umfeld, in dem Daten zum Nutzen der Gesellschaft und der Wirtschaft zwischen Sektoren und Mitgliedstaaten ausgetauscht werden könnten.


Vertrauen in Datenspenden schaffen

Je nach Fachprozess in der GKV schafft das DGA auch neue Chancen, um das Teilen von Daten in der EU zu fördern. „Mit diesen neuen europaweiten einheitlichen Regeln wird die Bedeutung von Daten auch für die oscare®-Kunden hervorgehoben“, sagt André Wietusch, Product Suite Manager bei der AOK Systems. „Die AOK Systems setzt sich im Rahmen ihrer Produktwelt dafür ein, dass die teilweise strikten Regeln des DGA eingehalten werden, und kümmert sich gegebenenfalls um die erforderliche nahtlose Zusammenarbeit verschiedener Systeme zu einer sinnvollen und sicheren Datenkollektivität.“ Institutionen, die für Ziele von allgemeinem Interesse Daten sammeln möchten, können künftig die Aufnahme in ein nationales, aber EU-weit anerkanntes Register einschlägiger Organisationen beantragen. Sie müssen sich dafür vorab verpflichten, ein spezifisches Regelwerk einzuhalten. Die Gesetzgeber wollen so das nötige Vertrauen in die umstrittenen Datenspenden schaffen. Im nächsten Schritt schlägt die EU-Kommission das Datengesetz vor, mit dem die EU den Datenaustausch zwischen Unternehmen untereinander sowie zwischen Unternehmen und Behörden fördern will. Denn feststeht: Der Zugang zu ständig wachsenden Datenmengen und die Fähigkeit, sie zu nutzen, sind der Schlüssel zu Innovation und Wachstum.


Autor/in: Daniel Poeschkens