Digitalen Rohstoff nutzen
Räumliche Analysen, auch als „Location Intelligence“ bezeichnet, stoßen gerade in Zeiten der Corona-Pandemie auf großes Interesse. Fast täglich schauen wir auf Dashboards wie z. B. das Covid-19-Dashboard des Robert Koch-Instituts (RKI) mit den aktuellen Fallzahlen nach Bundesländern und Regionen. Die geographische Visualisierung von Kennzahlen hat den Vorteil, dass sie sehr anschaulich ist und intuitiv verstanden werden kann. Eine Vielzahl von Informationen hat einen Raumbezug - in oscare® beispielweise die gesamten Adressdaten der Versicherten und Leistungserbringer. Mit oscare® GEO unterstützt die AOK Systems die Kassen, das Geo-Potential in ihren Daten zu heben. So steht mit dem Covid-19 Cockpit ein Tool für die räumliche Analyse der Corona-Infektionszahlen auf Basis des eigenen Versichertenbestands bereit.
Als technisches Basisprodukt bietet oscare® GEO wiederverwendbare Geo-Grundfunktionen wie z. B. Geo-Kodierung, Routenberechnungen und Kartendarstellungen an. Diese Funktionalitäten werden sukzessive in immer mehr Fachanwendungen im oscare®-Standard verbaut, lassen sich aber auch für Eigenentwicklungen der Kassen nutzen. Einige Beispiele für Geo-Anwendungen in oscare® und was Kunden und Mitarbeiter der AOK Systems dazu sagen, befinden sich im Folgenden.
oscare® Vielfahrersteuerung: Digitalisierung von Fahrkosten durch intelligente Planung
Allein die AOK Baden-Württemberg verzeichnet 1,7 Mio Krankenfahrten im Jahr, davon sind die Hälfte Serienbehandlungen wie Chemo-/Strahlentherapie oder Dialysefahrten. Ein Dialysepatient muss alle 2 Tage zur Dialyse, bedenkt man Hin-und Rückfahrt sind das über 300 Fahrten pro Jahr für einen Versicherten. Diese als Einzelfahrt zu genehmigen wäre unwirtschaftlich. Daher gab es bisher bei den verschiedenen AOK einen Flickenteppich an non-oscare® integrierten Hilfslösungen, ein einheitliches Verfahren gab es nicht. Häufig wurden Karten auf dem Boden ausgerollt, um geeignete Routen manuell zu ermitteln und Fahrten zu koordinieren. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, so Alexander Reinisch, Teamleiter Fahrtkostensteuerung bei der AOK BaWü. „Wir möchten eine effiziente und automatisierte Organisation von Gemeinschaftsfahrten erreichen, bei der auch Vertragspartner, beispielweise Taxiunternehmen, einbezogen werden“. Das Projekt IntegrAL Fahrkosten hat sich dem Problem angenommen und ein Vielfahrersteuerungstool in Auftrag gegeben. Damit war die Entstehung für oscare® Vielfahrersteuerung angestoßen. Die automatisierte Routenplanung zur ökonomischen Durchführung der Fahrten ist jetzt integriert. Das System ermittelt, bei einem neu zu koordinierenden Versicherten anhand der geographischen Daten, Wohnort und Behandlungsziel, die am besten geeigneten bestehenden Fahrgemeinschaftsfavoriten. “Wir sprechen hier von einem Paradigmenwechsel; die Vielfahrersteuerung ist jetzt in der digitalen Welt angekommen“. freut sich Katja Richter, Mitarbeiterin im Referat Fahrkosten/Rettungsdienst bei der AOK BaWü und fügt hinzu: „Das ist „der“ richtige Schritt hin zum IT-Standard 2020“. Doch damit noch nicht genug „Ziel ist es auch Einsparpotentiale und realisierte Einsparungen messbar zu machen. Zudem möchten wir künftig bei der Koordination anfallende Korrespondenzen direkt aus oscare® versenden“ freuen sich Richter und Reinisch auf die Folgeausbaustufen der Vielfahrersteuerung. Man muss wissen: heute werden diese Briefe noch aufwendig über individuelle Textverarbeitung erstellt. „Mit dem Einsatz oscare® Vielfahrersteuerung und der Unterstützung durch die AOK Systems erhoffen wir uns den Quantensprung zu schaffen.“
Fahrkosten: Überholspur dank oscare® Routencheck
Annegret Schneider, Mitarbeiterin Anwendungsunterstützung bei der AOK PLUS, weiß: “Der oscare® Routencheck ist nicht mehr wegzudenken! Er überprüft die abgerechneten, gefahrenen Kilometer einer Rechnung mit den realen Daten einer Route, alles automatisiert. Wenn zu viel abgerechnet wurde, wird gekürzt.“ Und weiter: „So machen wir einen riesen Schritt in der Entwicklung unseres Abrechnungsprozesses. Er steigert nicht nur die Effizienz in Qualität und Quantität, sondern bringt uns auch einer Dunkelverarbeitung immer näher. Man spart nicht nur viel Zeit, denn durch die Anzeige 2er Alternativrouten können so mehr-Kilometer-Begründungen des Leistungserbringers sofort nachvollzogen und bei Kürzungen besser argumentiert werden. Die Ansicht im Gesamt-Fenster macht die Übersichtlichkeit perfekt und anwenderfreundlich. Dieser Fortschritt lässt weiter hoffen. Denn auch im Erstattungsprozess wird der oscare® Routencheck herbeigesehnt - so werden zum Beispiel Kilometervergleichsberechnungen überflüssig.“ Fahrkostenrechnungen galt es bisher in einem äußerst aufwendigen Prozedere mit Hilfe eines Routenplaners manuell zu überprüfen. Mit oscare® Routencheck sind die Voraussetzungen geschaffen, die Dunkelverarbeitung zu nutzen: für Fahrkostenrechnungen im Bereich Streckentarife, als auch in Kombination mit Pauschalen samt inkludierter Kilometer. Auch bei dem Genehmigungs- und Erstattungsprozess gibt es Erleichterung. Denn die Funktionen der Rechnungsprüfung, wie Berechnung der Strecke, Anzeige und Verschieben der Route im Bedarfsfalle unterstützen den Mitarbeiter, ohne umständliche Absprünge in Kauf nehmen zu müssen.
Stabile Patientenversorgung mit dem oscare® Klinik- / Fachabteilungssimulator
„Die Unterstützung des Krankenhausplanungsprozesses in den Kassen ist durch die Simulation von Markteintritten und -austritten sowie bei Aufstockung bzw. Reduzierung der Bettenanzahl gewährleistet. Die möglichen Auswirkungen auf die Versorgungssituation, u. a. Erreichbarkeit oder Patientenströme, lassen sich gezielt analysieren, damit die Patientenversorgung stabil bleibt“ so Christian Kaindl, Themenverantwortlicher für oscare®-GEO im KC Controlling bei der AOK Systems. Steht also eine Standortschließung oder die Planung eines neuen Standorts oder Fachabteilung an, können die Kassen mittels Simulation die Patientenströme nachvollziehen. Ebenso kann bei Standortschließung ermittelt werden, wie weit das nächstgelegene Krankenhaus/Fachabteilung entfernt ist. Mit der interaktiven Kartendarstellung ist die Visualisierung der Erreichbarkeitsanalysen durch farblich markierte Polygone gekennzeichnet. Auch die Prüfung einer Zusammenlegung von einzelnen Krankenhausstandorten, die rechtlich eh schon zu einem Krankenhaus gehören, ist automatisiert möglich. „Durch die vollständige oscare®-Integration hat die Kasse Zugriff auf Versicherten- und Leistungsdaten der „eigenen“ Versicherten. Besonders interessant ist die Verknüpfung mit Stamm- und Leistungsdaten: die Fälle, Anzahl Betten im Krankenhaus oder in einer Fachabteilung und die klinik- und fallbezogenen Kennzahlen für Analysen“, weiß Kaindl. Die ohnehin breite Datenbasis in oscare®-Business Warehouse lässt sich nämlich durch die Integration weiterer Daten wie Demographische Merkmale, Qualitätsberichte und Bundesweites KH-Standortverzeichnis, erweitern. Perspektivisch ist zudem eine sektorübergreifende Darstellung vorgesehen: z. B. von Notfallstrukturen sowie der ambulante Sektor. oscare® Klinik- / Fachabteilungssimulator unterstützt die Versorgungsplanung der Kassen.
Positive Kundenresonanz auf das oscare® Covid-19 Cockpit
„Die Kunden zeigen sich sehr interessiert am oscare® Covid-19 Cockpit und sind insbesondere auch beeindruckt von der sehr kurzen Entwicklungszeit“, so Thomas Brunner, Produktmanager bei der AOK Systems. Durch die weltweite Covid-19 Pandemie besteht ein verstärkter Bedarf an umfassender Information zu den Infektionszahlen mit Covid-19, zur geographischen Verteilung und zur Entwicklung über die Zeit. Die Kassen benötigen Transparenz, um so möglichst frühzeitig Risiken für die Kasse erkennen zu können und (strategische) Ansätze für die Steuerung und politische Diskussion abzuleiten. Bisher gab es im oscare® Standard keine Analysemöglichkeiten, die eine betriebswirtschaftliche Bewertung der Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf Basis des Datenbestands einer Kasse unterstützen. Die Kassen waren auf individuelle Analysen angewiesen. Im oscare® Standard wird ein Covid-19 Cockpit angeboten, das einer Krankenkasse umfassende – insbesondere geographische - Analyse- und Reporting-Möglichkeiten zu Covid-19 auf Basis des eigenen Datenbestands bietet. Dabei werden als echter Mehrwert die Diagnosedaten (oscare® BW) und die Geodaten (oscare® Geo) in Zusammenhang gebracht, um so die relevanten Kennzahlen auf Karten darstellen zu können. So lässt sich schnell ein Überblick über die Anzahl der Infektionen mit Covid-19 (stationäre Fälle!) im eigenen Versichertenbestand gewinnen. Zusätzliche Ausbaustufen sind sukzessive erweiterbar.
Ein anwenderfreundliches Dashboard: oscare® Deckungsbeitragsrechnung
„Nach der Pilotierung im Herbst dieses Jahr erfolgt die Produktivsetzung im Frühjahr 2021 rechtzeitig zu der dann anstehenden finalen Aufbereitung der Daten“, so Reinhard Wolber, Themenverantwortlicher im KC CO für die oscare® Deckungsbeitragsrechnung bei der AOK Systems. „Den Kunden steht damit ein modernes Instrument für integrierte fachliche Auswertungs- und Präsentationsmöglichkeiten zur Verfügung.“ Die fachlichen Anforderungen zu einem Dashboard der oscare® Deckungsbeitragsrechnung (kurz: DBR) wurden im Oktober 2019 auf einem 2-tägigen Design Thinking Workshop gemeinsam mit den Kunden erarbeitet. Mit Design Thinking als innovative, agile Methode gelang es, die fachliche Komplexität der DBR in graphische Vorgaben für ein Dashboard zu bündeln. Bislang standen den Kunden einzelne Berichte mit einer „tabellarischen“ Darstellung der fachlichen Inhalte zur Verfügung. Mit dem DBR-Dashboard steht nun eine Lösung bereit, welche alle wesentlichen fachlichen Fragen in einem Kontext und zudem mit graphischer Visualisierung darstellt. In das Dashboard wurde auch eine übersichtliche Kartendarstellung der oscare® Deckungsbeitragsrechnung integriert. Der Deckungsbeitrag als wichtige Kennzahl der DBR lässt sich nun nach Bundesländern und Landkreisen abbilden, was die Usability und die Auswertungsmöglichkeiten zusätzlich erhöht.
Wissenswertes
Übrigens, die Geburtsstunde der Location Intelligence reicht bis ins Jahr 1854 zurück. In diesem Jahr kam der britische Chirurg John Snow den Ursachen einer Cholera-Epidemie in London auf die Schliche. Hierzu kartierte er Wasserpumpen und Todesfälle aufgrund von Cholera in den Straßen von London und konnte so den Nachweis führen, dass vergiftetes Trinkwasser ursächlich für die Epidemie war.
Übrigens, die Geburtsstunde der Location Intelligence reicht bis ins Jahr 1854 zurück. In diesem Jahr kam der britische Chirurg John Snow den Ursachen einer Cholera-Epidemie in London auf die Schliche. Hierzu kartierte er Wasserpumpen und Todesfälle aufgrund von Cholera in den Straßen von London und konnte so den Nachweis führen, dass vergiftetes Trinkwasser ursächlich für die Epidemie war.