ePA in aller Munde
Der Aufbau einer Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, eine der größten IT-Herausforderungen der Zukunft und bedeutet einen wichtigen Schritt zur Modernisierung des Gesundheitswesens in Deutschland. Michael Baumgärtner, Produktmanager Digitalisierung, Online- und Dokumentenservices bei der AOK Systems, beantwortet im Interview Fragen rund um die Patientenakte und die Auswirkungen auf die AOK Systems und den Gesundheitsmarkt.
Warum sind die Themen Telematikinfrastruktur, Gesundheitskarte und auch ePA wieder aktuell?
Zunächst mal gibt der Gesetzgeber Fristen vor und auch die Ausstattung in der Telematikinfrastruktur ist inzwischen so weit, dass eine Kommunikation mit einer Patientenakte möglich ist. Und sie ist auch tatsächlich sehr wertschöpfend und deswegen als nächster logischer Schritt erforderlich.
Was ist nötig, um eine Patientenakte zu nutzen?
Zur Nutzung der Patientenakte müssen die Beteiligten Voraussetzungen erfüllen. Das bedeutet für die Kostenträger die Anbindung an die Telematikinfrastruktur, das sind ein KTR-Consumer und die Kontenverwaltung. Die Ärzte müssen den Konnektor und ihre Primärsysteme erweitern. Auch das ist in Planung. Und für den Versicherten wird die elektronische Patientenakte eine App sein, das heißt, er braucht ein Smartphone.
Wie profitiert der Versicherte von der elektronischen Patientenakte?
Die ePA gibt dem Versicherten verschiedene Vorteile. Insbesondere bei Krankheiten oder Behandlungen, die mehrere Leistungserbringer betreffen. Dort werden dann Doppeluntersuchungen vermieden, auch die Untersuchungsergebnisse können anderen leicht bereitgestellt werden. Und man bekommt einfach einen Überblick über den Behandlungsverlauf. Der Versicherte legt seine Dokumentation und Ergebnisse in der Akte ab.
Welche Informationen werden in der ePA abgelegt?
In der ePA sind vom Leistungserbringer bereitgestellte Diagnosen, Befunde, Therapieempfehlungen sowie Röntgenbilder etc. abgelegt. Darüber hinaus sind auch Erfassungen vom Versicherten enthalten, die Kommunikation wie z. B. ein Arztbrief, aber auch Notfallpass, Organspendeausweis oder Impfpass.
Aus welchen Elementen besteht eine ePA und welche liefert die AOK Systems?
Für eine ePA sind verschiedene Elemente erforderlich. Das ist einerseits die Akte selbst, bestehend aus einem Backend, wo Daten gespeichert werden, und aus einem Frontend, der App für den Versicherten. Darüber hinaus braucht man Elemente für die Identifizierung. Das ist eine eGK oder eine elektronische Identität. Diese beiden Komponenten werden von den Kostenträgern selber beschafft und bereitgestellt. Die AOK Systems liefert dann weitere Komponenten: Das sind Zugangskomponenten für die Telematikinfrastruktur, eine Kontenverwaltung und ein KTR-Consumer. Und sie passt das Bestandssystem für die Bereitstellung von Daten und das Durchlaufen von Prüfungen an.
Welche Funktionalität hat der KTR-Consumer?
Bisher haben ausschließlich die Kostenträger Daten bereitgestellt. Der KTR-Consumer ist eine neue Komponente für die Annahme von Daten wie beispielsweise der elektronischen AU-Bescheinigung, die von den Ärzten kommt, oder auch andere Kommunikationen der Leistungserbringer.
Welche Bedeutung haben unsere Telematikprodukte für die AOK Systems?
Der Gesundheitsmarkt öffnet sich, durch die Telematikinfrastruktur wird die Kommunikation der Beteiligten immer wichtiger. Unser bisheriges Kerngeschäft oscare® war ein bestandsbezogenes Geschäft der Krankenkassen. Diese sind nun gefordert, mit anderen Teilnehmern zu kommunizieren. Deswegen wollen wir auch hierfür Telematik-Komponenten bereitstellen.